Prof. Dr. Renate Kosuch hat ein Forschungsprojekt durchgeführt, in dessen Rahmen sie ein Barometer zur Einschätzung situativer Gelassenheit entwickelt hat. Seit November 2019 steht dieses neue Instrument online zur Verfügung. Hier stellen wir das Selbstreflexionsinstrument näher vor.

Dieser „Prototyp“ eines Fragebogens zur Selbstreflexion über Gelassenheit war eine bedeutsame Basis für die Entwicklung eines spezifischen Gelassenheitsbarometers im Projekt „Gelassen – nicht alleine lassen“, das zudem auf Erfahrungen pflegender Angehöriger von an Alzheimer erkrankten Menschen basiert.

Das Gelassenheitsbarometer kann sich als Einstieg oder begleitendes Instrument für Beratungen und Coachings eignen, um Menschen in die Selbstwahrnehmung und Selbstreflexion zum Zustand ihrer Gelassenheit in zuvor bestimmten Situationen einzuladen.

Das Gelassenheitsbarometer: ein neues Instrument zur Selbsteinschätzung der eigenen Gelassenheit

Im Gelassenheitsbarometer geht es jeweils um konkrete Anlässe der Ratsuchenden, die im Rahmen eines Beratungsgesprächs reflektiert werden. Ein Beispiel: Ein Klient berichtet über ein Gespräch mit seinem Vorgesetzten zu einem geplatzten Kundenauftrag. Ihm wurde vorgeworfen, nicht genug dafür getan zu haben, den potentiellen Kunden zu gewinnen. Sein Ansehen bei seinem Vorgesetzten und im Team hat seitdem gelitten, ihn plagen Zukunftssorgen. Diese Gesprächssituation gezielt vor Augen, geht er zusammen mit seiner Beraterin die einzelnen Kategorien des Gelassenheitsbarometers durch, die auf der einen Seite eine eher gelassene, konstatierende Haltung und auf der anderen Seite eine eher angestrengte, imperativische Haltung repräsentieren. Aussage für Aussage schätzt er sich ein und kreuzt die jeweils passende Kategorie an.

Auszug Fragebogen Gelassenheitsbarometer

„Du wirst es schaffen.“ oder eher: „Du musst es schaffen!“?

Nach Auswertung der Ergebnisse erhält der Klient eine Momentaufnahme seines Erlebens während der analysierten Situation. Vier Varianten stehen zur Verfügung:

  1. großer Bedarf an Förderung von Gelassenheit
  2. kaum gelassen
  3. eher gelassen
  4. hohes Maß an Gelassenheit

Prof. Dr. Renate Kosuch stellt das Gelassenheitsbarometer als Selbstreflexionsinstrument zur Erprobung in der Praxis zur Verfügung. Auf diese Fassung des Barometers wird auch im Anhang der Neuauflage des Praxisbuchs zur Introvision (Wagner//Kosuch/Iwers) verwiesen.
Im Barometer geht es jeweils um konkrete Situationen, einen Beratungsanlass unabhängig von bestimmten Kontexten, das versteht Kosuch unter „unspezifisch“ und situationsbezogen. Die Bearbeitung setzt die Begleitung durch einen introvisionserfahrenen Coach voraus, um die konstatierende Haltung zu gewährleisten. Näheres dazu finden Interessierte im online verfügbaren Begleittext zum Bogen.

Linkempfehlungen zu den Ergebnissen der Begleitforschung und zum Gelassenheitsbarometer

  • Gelassenheitsbarometer online: Kosuch, R. (2019). Das Gelassenheitsbarometer: Entwicklung eines Fragebogens zur Selbstreflexion situativer Gelassenheit in vielfältigen Kontexten. Unveröffentlichtes Manuskript, TH Köln. Link
  • Projektbericht: Website der Technischen Hochschule Köln: Link
  • Workshop: von Prof. Dr. Renate Kosuch und Prof. Dr. Dagmar Brosey, TH Köln, Institut für Soziales Recht im November 2019 zum Thema Gewaltprävention in der häuslichen Pflege. Link