Was ist erstrebenswert an Gelassenheit?

Problemen gelassen ins Auge schauen – das ist nicht so einfach. Wie entstehen Konflikte, was führt zu Stress, was hält uns ab, gelassen zu sein? Gelassenheit, was heißt das eigentlich?

„Wie kannst Du so gelassen bleiben?“ fragen wir uns in Situationen, in denen wir uns eine Aktion wünschen, während der Andere ruhig und untätig bleibt. Hier wird die beobachtete Haltung beim Anderen eher als Desinteresse oder Gleichgültigkeit interpretiert. In anderen Situationen wünschen wir uns selbst mehr Gelassenheit und meinen damit beispielsweise: keine Prüfungsangst, kein Lampenfieber oder kein erneuter Konflikt mit einem Kollegen im Büro. Auch überspielte Coolness von Menschen, die immer entspannt zu sein scheinen, bewerten wir häufig als Zustand der Gelassenheit. Es lohnt sich also eine konkrete Auseinandersetzung mit dem Begriff Gelassenheit.

Gelassenheit ist nicht Gleichgültigkeit. Sie bedeutet gerade nicht Emotionslosigkeit. Sie geht ganz im Gegenteil mit großer Empfindungsfähigkeit und Offenheit für eine Vielfalt an Gefühlen einher.
(Wagner/Kosuch/Iwers-Stelljes, 2016)

Tatsächlich hat der Begriff „Gelassenheit“ in Philosophie und Religion eine lange Tradition. Gelassenheit – verstanden als innere Haltung – verweist auf zweierlei: eine aktuelle momentane Verfassung oder auch eine grundsätzliche besondere Einstellung eines Menschen. Gelassenheit ist nicht zu verwechseln mit emotionslos oder gleichgültig. Eine nach außen getragene Coolness kann verbunden sein mit hoher innerer Anspannung; sie wird lediglich nicht nach außen getragen, somit nicht sichtbar.

Gelassen heißt, etwas So-sein-lassen können wie es ist. Mit einer achtsamen Haltung für den Augenblick gelingt es, nicht sofort etwas überwinden, bezwingen oder kontrollieren zu wollen, sondern die Situation anzuschauen wie sie ist. Dann heißt gelassen sein, etwas zu unterlassen, etwas nicht zu tun, beispielsweise eine unkontrollierte impulsive Aktivität, die nachher bereut wird.

 

Text: Angela Rohde