Porträt Prof. Dr. Angelika C. Wagner, Foto: privat

Prof. Dr. Angelika C. Wagner, 15.7.1944 - 9.7.2023

Nachruf der Universität Hamburg

Den Nachruf der Fakultät für Erziehungswissenschaft der Universität Hamburg auf die Wissenschaftlerin Prof. Dr. Angelika C. Wagner finden Sie auf der Website der Fakultät.

Zum Nachruf

Erinnerungen in Worten der Verbundenheit

Statt Erlebensinhalte zum Gegenstand ihrer Forschung und Praxis zu machen, hat Angelika C. Wagner die zugrunde liegenden mentalen Abläufe in den Blick genommen. Das ist eine der großen Stärken ihrer unermüdlichen Forschung und Theorieentwicklung, die ihre Strahlkraft nicht verlieren wird. Wir haben ihr viel zu verdanken. Sie hat mit der Introvision zur unmittelbaren Einübung und Anwendung eingeladen, zur Selbstbeobachtung und Selbstbeforschung großer Konflikte und Blockaden ebenso wie von Alltäglichkeiten und Gewohnheiten. Zugleich ging es ihr auch darum, den Dingen sorgsam auf den Grund zu gehen, sie bis ins Detail zu analysieren und zu erklären. Theoretische Tiefe und praktischer Kompetenzaufbau waren keine Gegensätze. Ihr umfassendes Grundlagenwerk zur Introvision zeugt von dieser Breite. Und das, was sie zu vermitteln hatte, hat sie konstatierend dargelegt und nicht missionarisch verkündet. Dabei hat sie auch aufgezeigt, dass Introvision eine Dimension der Wiederentdeckung hat von etwas, was wir können, dessen wir uns aber nicht (mehr) gewahr sind. Weil aufgelöste Konflikte eben keine solchen mehr sind und einem das meistens nicht einmal auffällt, so gerät auch in Vergessenheit, was es eigentlich war, das da herausgeholfen hat. Introvision als strukturierte Art und Weise der Anwendung des konstatierenden aufmerksamen Wahrnehmens zur Auflösung innerer Konflikte ist daher im Grunde „einfach, aber nicht immer leicht“ (Wagner, Kosuch, Iwers, 2020, S. 146). Daher hat die Introvision eine große Zukunft. Wir trauern um ihre Begründerin.

Prof. Dr. Renate Kosuch, Köln

Angelikas Altersweisheit, ihr zugewandetes Zuhören und ihr unermüdlicher Forscherinnengeist, die Dinge in der Tiefe zu verstehen und erklären zu können, haben mich tief beeindruckt.

Ulla Evers, Hannover

Jede Begegnung eine Inspiration; bezaubernder Scharfsinn, ansteckender Forschungsgeist, sanfte Akzeptanz.

Mark Laukamm, Zürich

Ich verliere eine aufmerksame, weise und einfühlsame Mentorin. Sowohl in ihrer Wertschätzung anderer gegenüber als auch in ihrer Entschlossenheit, sich für den eigenen Weg sowie für die individuelle berufliche Weiterentwicklung von Frauen einzusetzen, wird mir Angelika C. Wagner ein Vorbild bleiben.

Kamala Klebanova, Wien

Ihre Klarheit und ihr Empowerment haben mich zutiefst beeindruckt. Ich bin sehr dankbar, dass ich diese so inspirierende und herausragende Persönlichkeit in den vergangenen Jahren näher kennenlernen und viel von ihr lernen durfte.

Melanie Them, Hamburg

Was hindert dich daran, dich im Moment wohlzufühlen? Was ist dir damals als Erstes durch den Kopf gegangen? Was ist das Unangenehme daran? Was siehst du, hörst du, spürst du? Angelika C. Wagner hat diese Form der Fragestellung zur Methode gemacht. Mit Wissenschaftlerinnen, Studenten, Klientinnen oder Kursteilnehmern hat sie über Jahrzehnte die Essenz eines unliebsamen Erlebens, Problems oder Konfliktes erforscht, Studien initiiert, neue Anwendungen des KAW und die Introvision entwickelt. Mit hoher Sprachsensibilität und feiner Beobachtung von Mimik und Gestik wird auf gelassene, aufmerksame Weise die Erlebniswelt des Ratsuchenden entfaltet. Schicht für Schicht wird mit dem Blick nach innen abgetragen, was in vielen Jahren, häufig ein Leben lang, angehäuft wurde, um zu ignorieren, aufzubauschen, zu dramatisieren oder zu verharmlosen. Wenn man all' das Dazugetane, Dazugedachte, Dazugefühlte weglässt, stellt sich Klarheit ein, zeigt sich die Essenz eines Erlebens. Manche würden von Wahrheit oder inneren Weisheit sprechen. Als ich sie einmal fragte, was für sie diese Quelle sei, erwiderte sie: „Meinst du das, was ich als epistemisches System bezeichne?“ Sie ist in ihrer eigenen Sprachlichkeit geblieben. Sie wollte sich weder mit Theologinnen noch Philosophen, Neurowissenschaftlerinnen, Historikern oder Mystikern anlegen. Dabei schien ihr nichts richtig fremd zu sein. Sie hinterlässt ein umfassendes Werk und es gibt noch manches zu entdecken, mit dem sie ihrer Zeit voraus war. Ich bin sehr froh, ihr begegnet zu sein. Es ist nun an uns, die Introvision in Forschung und Praxis fortzuentwickeln und so noch vielen Menschen in schwierigen Situationen oder Lebenskrisen zu helfen. Damit machen wir ihr über den Tod hinaus vielleicht die größte Freude.

Prof. Dr. Angela Rohde, Hamburg

Ich danke für das Geschenk, dass ich Frau Prof. Wagner im Rahmen meiner Weiterbildung zur Introvisionsberaterin in Hamburg persönlich treffen und erleben konnte. Sie war eine große Forscherin und Lehrerin. Ihr Lebenswerk werden wir weitertragen und ehren.

Ellen Lunkenheimer, Mainz

Ich bin Angelika Wagner mehr als dankbar, dass sie mit so viel Präzision und Ausdauer die Introvision entwickelt hat. Diese Methode der mentalen Selbstregulation bei ihr zu erlernen und in diversen Projekten mit Angelika zusammenzuarbeiten, war eine Bereicherung und mit vielen "Aha-Momenten" verbunden. Sie wird mich auf diese Weise auch weiterhin begleiten. Zusammen werden wir noch viele Menschen dabei unterstützen, mit den Widrigkeiten des Lebens umzugehen und mehr Gelassenheit in der Welt zu verbreiten.

Sonja Löser, Hamburg

Bildnachweis: Fotos Angela Rohde