„Umgang mit Belastung und Druck“ – so lautete der Titel der Lehrerfortbildung der Schulseelsorger-/innen im Sprengel Lüneburg. Sie fand im September 2018 in Uelzen statt und war für drei Stunden geplant. Es ging darum, die Methode der Introvision vorzustellen und einzuüben. Belastung und Druck prägen den Alltag von Lehrer/-innen immer stärker. Wie können sie lernen, sich wieder selber zu fühlen und eigene Bedürfnisse zu berücksichtigen? Wie können sie gelassener den vielfältigen Schulalltag erleben? 

Es wurde schnell deutlich, dass gerade das Bild der Lehrer-/innen von äußeren Erwartungen sowie starken Erwartungen an das eigene Selbst geprägt sind. Auch wenn die Zielgruppe der Fortbildung ein hohes Maß an Selbstreflexion gewohnt war, fragten sie sich, was mentale Selbstregulation eigentlich bedeutet und wie man Problemen gelassen ins Auge schauen könne. Sie wünschten sich vor allem einen besseren Umgang mit inneren Konflikten und Gelassenheit in Problemsituationen, denen sie sich täglich ausgesetzt fühlen. Ein weiterer Aspekt war der Wunsch, ein Handwerkzeug zu bekommen, mit dem sie Perspektivwechsel einnehmen können. Denn Lösungen in verzwickten Alltagssituationen, ob mit Schüler-/innen, Kollegium, Eltern oder der Schulleitung erlangt man, so die vorherrschende Meinung, nur durch eine veränderte Sichtweise. 

Die Introvisionsforschung startete vor vierzig Jahren mit dem Beobachten von Schulsituationen. Das war für die Teilnehmer-/innen eine gute Brücke, diese Methode der mentalen Selbstregulation als für sie schlüssig anzunehmen. Mit dem Einüben der KAW-Übungen konnten sie erleben, wie sie sich innerhalb kürzester Zeit, auch mitten im schulischen Alltag, ein wenig innere Ruhe und Distanz verschaffen können. Ein Vortrag über Introvision, erreichte die Schulseelsorger-/innen über ihr Bedürfnis, kognitiv zu verstehen, wie Gelassenheit entstehen kann. 

Sie stellten am Ende fest, dass die Idee der wertfreien Haltung eigentlich ganz simpel sei. Gleichzeitig fragten sie sich, warum es so schwer ist, sie in den Alltag einzubauen. KAW gut üben, ist die Empfehlung der Introvision. Aber die Frage bleibt: Was hindert den Menschen möglicherweise daran, unter Belastung und Druck das Konstatierende Aufmerksame Wahrnehmen täglich zu nutzen? 

Die Introvision ist eine alltagstaugliche Selbstregulation für Lehrer/-innen, davon bin ich überzeugt. Leider hätte eine ausführliche Auseinandersetzung mit der Alltagstauglichkeit dieser Methode im schulischen Alltag den vorgegebenen Zeitrahmen gesprengt. Eine Fortsetzung der Thematik ist konkret noch nicht vorgesehen. Aber einige Teilnehmer-/innen zeigten Interesse an individuellen Fortbildungsangeboten in der Introvision. Mit Blick auf den anhaltend herausfordernden Schulalltag wäre ein Einbezug der Haltung des KAW lohnenswert, die Einzug der Introvision in die Lehrerfortbildung ein Gewinn.

Ulla Evers


Zur Autorin: Ulla Evers ist zertifizierte Introvisionsberaterin nach A.C. Wagner, Theologin und Journalistin. Sie wurde im Februar 2019 zur Vorstandssprecherin des Introvion e.V. gewählt.


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