Interview mit Melanie Them, Introvisionsberaterin aus Hamburg

Wie bist du dazu gekommen, Introvision an der VHS anzubieten?

M. Th.: Gleich zu Beginn meiner Ausbildung zur Introvisionsberaterin war ich begeistert und überzeugt von Introvision und KAW. Und ich war schnell überzeugt davon, dass viele Menschen von der Methode profitieren würden. Ich selbst habe eher zufällig von Introvision und seinen Möglichkeiten erfahren. Und so ist der Wunsch in mir entstanden, meinen Teil dazu beizutragen, die Introvision aus ihrem „Nischendasein“ zu holen und die Methode einer breiten Masse zugänglich zu machen. Die VHS bietet aus meiner Sicht einen perfekten Rahmen. 

 

Wie groß sind deine Kurse?

Der Kurs ist auf 16 Teilnehmer/-innen begrenzt. In der Regel nehmen zwischen 10 bis 14 Interessierte teil. Manchmal kommt es vor, dass im Laufe des Kurses jemand für sich entscheidet, dass das nicht die geeignete Methode für sie/ihn ist und aussteigt. 

 

Wie umfangreich ist der Kurs, den du anbietest?

M. Th.: Zwei Samstage á sechs Stunden in einem Abstand von 14 Tagen haben sich als praktikabel erwiesen. Am Anfang habe ich den Kurs in einem Zeitraum von drei Wochen einmal die Woche abends für jeweils zweieinhalb Stunden angeboten. Es wurde schnell deutlich, dass die TeilnehmerInnen von ihrem beruflichen Alltag müde und für das komplexe Thema wenig aufnahmefähig waren, so dass ich auf den 14-tägigen Rhythmus umgestiegen bin. Dieser Abstand hat sich bewährt. Die Teilnehmenden können in der Zwischenzeit ausreichend KAW üben und Erfahrungen sammeln.

 

Worauf konzentrierst du dich bei diesen Kursen?

Das Gros der Teilnehmenden nimmt an dem Kurs teil, um etwas an die Hand zu bekommen, mit dem sie in herausfordernden Situationen handlungsfähig bleiben. Das ist auch das Ziel des Kurses: den Teilnehmenden Introvision und KAW so näher zu bringen, dass sie erste Erfahrungen in der Selbstregulation sammeln können. Dabei konzentriere ich mich einerseits auf die Grundannahme der Introvision als Basis, für das ich ein Schaubild entwickelt habe. Dieses zeigt bildhaft und stark vereinfacht, in welcher Weise wir mit Diskrepanzen umgehen. Bei der Erläuterung verzichte ich bewusst auf Fachtermini. Eine einfache anschlussfähige Sprache ist wichtig, damit die Teilnehmenden die komplexe Theorie verstehen und nachvollziehen können. Anderseits investieren wir viel Zeit ins Üben von KAW. Im Verlauf des Kurses gehe ich auf einzelne Fragmente der Grundannahme ein.  Das Schaubild ist hier eine wichtige Hilfestellung, auf das ich immer wieder Bezug nehme, was sich als sehr hilfreich erwiesen hat.

 

Wie reagieren die Kursteilnehmer/-innen?

Wenn sie die Grundannahme der Introvision nachvollzogen haben, erleben sie dieses als Entlastung. Sie (an)erkennen, weshalb Veränderung schwerfällt, trotz festes kognitives Vorhaben, beim nächsten Mal anders zu (re)agieren.

 

Was ist dein Ziel in den Basiskursen?

Das Ziel des Kurses resp. mein Wunsch ist es, wenn die Teilnehmenden am Ende des Kurses erste kleine Erfahrungen mit der Selbstregulationsmethode gesammelt haben und dadurch motiviert sind, dranzubleiben. Wichtig ist mir auch, dass sie erkennen, dass ihre Bewertung von Situationen innere Konflikte und Anspannungen entstehen lassen. Am zweiten Seminartag erhalte ich oft die Rückmeldung: Das funktioniert ja wirklich! 

 

Die Kurse laufen wie geschnitten Brot, hast du mal erzählt. Was meinst du, warum?

Wo Menschen zusammenkommen, menschelt es. Die Teilnehmenden, die in meine Kurse kommen, sind interessiert daran, wie sie mit konflikthaften Situationen einen für sie angemessenen Umgang entwickeln und dabei gelassen bleiben können. Und sie wünschen sich eine Methode, mit der sie aus dem destruktiven Gedankenkarussel aussteigen können. Sie spricht an, dass es eine Methode ist, die wissenschaftlich und empirisch fundiert ist. Darüber hinaus ist die VHS ein riesiger Bildungsträger, der ermöglicht, niedrigschwellig ein sehr gutes Angebot zu bieten. Introvision trifft offensichtlich den Nerv der Zeit. Die Kurse sind immer ausgebucht, immer mit Warteliste.

 

Niedrigschwellig – was heißt das in dem Zusammenhang?

Niedrigschwellig bedeutet, dass es sich um bezahlbare Kurse für Jedermann handelt. Teilnehmen können auch Menschen, die nicht viel Geld für Bildungskurse zur Verfügung haben. Daher ist das Honorar an der VHS für Trainer/-innen überschaubar. Introvisionsseminare auch an der VHS anzubieten ist für mich zweierlei. Zum Einen bietet es mir eine wunderbare Möglichkeit, das Seminardesign immer weiter zu optimieren. Zum Anderen ist die Durchführung der Kurse an der VHS eine Herzensangelegenheit.

 

Was würdest du anders machen, wenn du Unternehmen gegenübertrittst?

Ich mache fast nichts anders. Die Struktur ist ähnlich, die Inhalte und Beispiele sind auf das jeweilige Unternehmen, seine Mitarbeiter/-innen und deren Situation angepasst. 

 

Inwiefern ist die Introvision nach deiner Erfahrung anschlussfähig geworden?

Ich vermeide es, da wo möglich und nötig, die Fachtermini zu verwenden und nutze eine alltägliche Sprache. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Teilnehmenden besser andocken können. Die Methode ist komplex, die Verwendung der wissenschaftlichen Sprache führt nicht zu einem leichteren Verständnis. Man muss hier die Zielgruppe berücksichtigen. Die meisten möchten Introvision und KAW für ihren beruflichen und privaten Alltag nutzen. Die wenigsten haben den Anspruch, die Weiterbildung zu absolvieren. Ein Teilnehmer aus meinem letzten Kurs, der sich im Vorwege mit der Introvision näher beschäftigt hat, gab mir die Rückmeldung: „Ich finde es toll und hilfreich, dass Sie diese komplexe Methode so vereinfacht dargestellt und erläutert haben.“ Über die Rückmeldung habe ich mich sehr gefreut.

Das Interview führte Ulla Evers

 

Melanie Them ist zertifizierte Introvisionsberaterin nach Wagner und bietet Introvision im Rahmen von Seminaren und Coachings an. Darüber hinaus bietet sie Fach- und Führungskräftecoachings und HR Interim Management an.
Zu ihrer Website geht es hier: https://them-inspiration.de